Ein besseres Datum hätte man für diese Operation wohl nicht finden können, als ausgerechnet den 1. April. Aber ok. Schon zeitlich am Morgen machten wir uns gemeinsam mit dem kleinen Daniel in die Klinik. Wir waren der Meinung, er solle dabei sein, wenn Julian zur Operation kommt. In der Klinik angekommen, war Julian schon wach und wartete auf uns. Kurze Zeit später kam auch de Psychologin, welche uns später auch zum Operationssaal begleitete. Es schien so, als ob es gleich zu einer weiteren Untersuchung ging, so war die Stimmung im Zimmer. Doch innerlich waren wir alle angespannt und wussten, dass eine ganz schwere Situation nun auf unseren großen Sohn wartete. Nach einer Weile wurden wir dann auch abgeholt und es ging Richtung Operationssaal. Bis in den Vorraum von diesem durften wir dann alle noch mit und Julian begleiten. Langsam kamen die ersten Ärzte und bereiteten unseren Großen für die OP vor. Bevor es dann losging, hat er sich noch gewünscht, dass seine Mutter mit in den Operationssaal geht, bis er die Narkose bekommt. Sie und die Psychologin haben ihn dann auch auf diesem Wege noch begleitet und im OP wurde dann erstmals über Eishockey gesprochen und so etwas für eine Auflockerung gesorgt. Dann ging es aber schnell und Julian bekam die Narkose und war dann auch gleich mal weg. Ich habe derweilen mit Daniel vor dem OP gewartet und bald mal drauf kam auch Jasmine und die Psychologin heraus. Julian war nun in der Narkose und wir konnten nun nichts mehr tun, außer dem Ärzteteam vertrauen und hoffen.
Um uns aber etwas abzulenken, fuhren wir anschließend wieder zurück zur Schwester meiner Partnerin und gingen noch ins Einkaufszentrum. Unsere Gedanken waren aber jederzeit in der Klinik und bei Julian und wir warteten schon sehnsüchtig auf den Anruf des Neurochirurgen, dass er mit der Operation fertig ist und alles gut gegangen ist. Aber dieser Anruf kam nicht. So haben wir noch gemütlich versucht Mittag zu essen, oder wenigstens etwas runter zu bekommen und ich habe mich danach noch mit Daniel hingelegt. Ein Ohr war aber immer frei und wartete auf den Anruf aus der Klinik. Es dauerte aber bis zum frühen Nachmittag ehe Dr. Freyschlag anrief und uns mitteilte, dass er nun mit der Operation fertig ist und Julian nun langsam auf die Intensivstation gebracht werden würde. Zudem konnte er uns gleich mitteilen, dass alles gut verlaufen ist und er sehr viel vom Tumor entfernen konnte. Etwas erleichtert riefen wir gleich die ganze Verwandtschaft in Vorarlberg an und machten uns auf den Weg ins Krankenhaus.
Bei der Intensivstation angekommen, mussten wir allerdings noch etwas warten, da man Julian noch nicht fertig angeschlossen hatte. Da der kleine Bruder noch nicht mit rein durfte, ging Jasmine als erstes rein – kam aber schnell wieder heraus, da sie etwas geschockt von den vielen Kabeln war, welche an und in Julian hängten. So ging ich dann zu ihm ans Bett, während meine Partnerin mit Daniel wieder zu ihrer Schwester fuhr. Währenddessen saß ich am Bett von Julian – er war an vielen Überwachungskabeln angeschlossen und hatte auch eine Sonde in Nase und Mund. Es ist ein furchtbares Bild seinen Sohn so reglos liegen zu sehen, aber der Pfleger und auch die Ärzte konnten mich beruhigen und meinten, alle Werte sind völlig in Ordnung. Auch der Neurochirurg, welcher die Operation durchgeführt hat, kam vorbei und erklärte mir nochmals, dass die OP sehr gut verlaufen ist und dass es jetzt ganz normal ist, dass Julian in diesem Zustand ist. Trotzdem kam keine Regung von meinem Sohn. Ich hielt ihn fest, sprach mit ihm und hoffte nur, dass er seine Augen öffnet und sagt „hallo Papa“. Aber vergebens. Mit der Zeit kam dann auch Jasmine wieder um mich „abzulösen“.
Während ich zu Daniel „nach Hause“ fuhr, blieb sie nun bei unserem Sohn. Auch sie wartete nur darauf, endlich ein Zeichen von ihm zu bekommen – aber sie musste lange warten. Erst im Laufe des Abends gab es dann erste Regungen von ihm und langsam fing er auch wieder an selbständig zu atmen. Ich wartete derweilen auch schon völlig fertig, auf den Anruf von Jasmine, dass unser Sohn wieder bei vollem Bewusstsein ist und wieder gesprochen hat. Doch ich musste lange warten – kurz vor 22 Uhr rief sie endlich an und meinte, ich könne sie nun holen, Julian habe gesagt „geh jetzt du nervst“. Für sie und auch für mich natürlich die schönsten Worte an diesem Tag. Ich fuhr dann in die Klinik um Jasmine abzuholen und so ging ein nerven zerreibender Tag zu Ende. Die Anspannung ging etwas zurück, doch sie war immer noch da, wussten wir ja nicht, was uns nun noch alles erwartet.
Tag 1 nach der Operation
Nach einer wieder mal kurzen Nacht kam dann am nächsten Tag am Vormittag der Anruf aus der Innsbrucker Kinderklinik, dass Julian nach einer MRT Untersuchung wieder auf die Normalstation verlegt wird. Wir machten uns gleich mal auf den Weg. Dort angekommen fanden wir unseren Sohn schlafend in seinem Bett vor – sein Gesicht war von der OP total geschwollen und es war ein etwas erschreckender Anblick. Doch die Pfleger und Ärzte beruhigten uns und meinten, dass ist alles ganz normal. Im Laufe des Tages gab es dann immer mal wieder kurze Phasen in welchen Julian kurz aufwachte und auch kurz mit uns gesprochen hat. Aber er war vom Eingriff des Vortages immer noch total fertig und benötigte noch viel Schlaf. Trotzdem harrten wir beziehungsweise einer von uns, den ganzen Tag bei ihm am Bett und waren immer da, als er wieder aufwachte. Vielmehr passierte an diesem Tag aber nicht und so hofften wir, dass sich sein Zustand am nächsten Tag noch weiter verbesserte.
Und so war es dann auch. Langsam aber sicher kam wieder Leben in seinen jungen Körper und auch die Befürchtungen, dass er kurze Zeit seine Sprache und seine Bewegung verlieren würde, waren vorerst nicht eingetroffen. Er redete ganz normal, konnte alles bewegen und hat auch wieder angefangen leicht zu essen. Zwar ist dies bei den ersten Malen wieder zurück gekommen, doch kein Grund zur Besorgnis. Auch der Neurochirurg brachte uns in diesen Tagen noch eine gute Nachricht, indem er uns erzählte, er habe den kompletten Tumor erwischt und entfernen können, es aber sein kann und wird, dass dieser noch einige Spritzer im Gehirn hinterlassen hat und man nun abwarten muss, ob der Tumor bös- oder gutartig war. Dann könne man erst die weitere Therapie abklären. Für uns war dies dann aber schon einmal eine große Erleichterung und schon am Freitag konnte Julian auch wieder aufstehen und einige Schritte laufen. Auch der Appetit war wieder da – zwar noch wenig – aber er hat wieder gegessen und es auch bei sich behalten.
Nun ging es Tag für Tag bergauf und am Wochenende waren sogar wieder kleinere Spaziergänge im Klinikgelände möglich. Auch eine weitere große Sorge von Julian ist nicht eingetroffen. Vor der Operation wurde gesagt, man müsse einen Teil seiner Haare entfernen, was für unseren Sohn fast schon das Schlimmste am ganzen gewesen wäre. Doch das OP Team musste gar nicht viele Haare entfernen und so waren fast alle noch da – für Julian große Erleichterung. Am Sonntag war dann alles wieder bestens – Julian hatte keine Schmerzen, die Übelkeit war weg, die Sprache war da und so waren wir guter Dinge, die Klinik bald mal verlassen zu können und wieder zurück nach Hause zu fahren. Julian bekam dann am Montag Vormittag das letzte Mal noch Antibiotika und auch bei der Visite wurde uns mitgeteilt, dass wir, wenn sich jetzt nichts mehr ändert, in den nächsten Tagen nach Hause können. So haben wir uns dann auch darauf eingestellt, dass wir am Dienstag nach Hause fahren werden und haben auch schon all unsere Sachen gepackt. In der Klinik bei der Visite wurde uns dann aber mitgeteilt, dass man gerne noch eine Untersuchung machen möchte und es durchaus sein kann, dass es noch einen weiteren Tag dauern wird. Wir waren aber nervlich nun fast schon am Ende und sahen auch, dass Julian nicht mehr wollte und so haben wir dann auf unseren eigenen Wunsch die Klinik verlassen und haben uns auf den Heimweg ins Ländle gemacht.