Die niederschmetternde Diagnose

Nach einer nicht unbedingt erholsamen Nacht, machten wir uns am nächsten Tag gleich am Vormittag wieder auf den Weg ins Krankenhaus zu unserem Sohn. Die Ärzte haben dort mittlerweile die Untersuchungen der Nacht ausgewertet und auch eine MRT Untersuchung durchgeführt. Noch bevor wir zu Julian ins Zimmer konnten, hat uns der Chefarzt der Kinderabteilung abgefangen um uns die Ergebnisse bekannt zu geben. In einem geschlossenen Raum sagte er uns dann, dass es sich bei dem gefundenen Teil in Julians Gehirn doch um einen Hirntumor handelt. Für uns war dies ein völlig unerwarteter Schlag, da wir eigentlich mit dieser Diagnose nicht gerechnet haben.


Wir mussten beide erstmals ordentlich schlucken und waren im ersten Moment sprachlos. Der Arzt erklärte uns zwar noch wie es weitergehen würde, aber ich glaube in diesem Moment waren wir wie gelähmt. Anschließend gingen wir erstmals vor das Krankenhaus an die frische Luft um diese niederschmetternde Diagnose zu verarbeiten. Ich glaube wir redeten aber nicht viel miteinander – uns hat es beiden die Sprache verschlagen. Nun ging es wieder zurück zu unserem Sohn und irgendwie mussten wir ihm das nun auch sagen. Wir sagten ihm, so hat es uns der Arzt auch empfohlen, die Wahrheit und erzählten ihm, dass er etwas im Kopf hat wo da nicht hingehört. Er hat es eigentlich besser aufgenommen als wir, aber für uns war es zu diesem Zeitpunkt nur wichtig, dass er eigentlich völlig „gesund“ ist – so machte es jedenfalls den Anschein. Im Laufe des Tages wurde er dann auch auf die Normalstation verlegt und konnte auch wieder aufstehen und spazieren gehen.


In den Tagen darauf folgten dann zahlreiche Untersuchungen um festzustellen, ob der Tumor bös- oder gutartig ist und wie die weitere Behandlung ausschauen wird. Es war für uns eine sehr nervenaufreibende Zeit, da niemand wusste, wie es weitergehen wird. Bei einem Gespräch mit einem Arzt teilte mir dieser dann an einem Abend mit, dass wenn er Tumor gutartig sein sollte, es sein kann, dass man nicht operieren muss und die weitere Behandlung mit Medikamenten weitergeführt wird. In diesem Fall könnte es sein, dass Julian innerhalb der nächsten zwei Wochen wieder nach Hause kommen könne. Natürlich etwas Erleichterung und etwas wo man seine Hoffnung aufhängen konnte. Gleichzeitig teilte mir der Arzt aber auch mit, wenn es Anzeichen auf ein bösartiges Geschwülst geben würde, dies operativ entfernt werden müsse. Auf diese Nachricht teilte ich dem Arzt dann auch mit, dass ich in diesem Falle auf eine Verlegung von Julian nach Innsbruck in die Uniklinik bestehe.


In den darauffolgenden Tagen wurden dann alle notwendigen Untersuchungen durchgeführt und so konnte dann die Diagnose Astrozytom gestellt werden. Doch ob er gut oder schlecht war, blieb weiterhin offen. Julian fühlte sich mittlerweile völlig gesund, der Appetit war wieder in Ordnung und es fehlte im eigentlich nichts – bis auf dass Ding in seinem Kopf. So suchten wir dann nach einer Woche bei den Ärzten auch an, dass wir Julian übers Wochenende mit nach Hause nehmen dürfen und dies war dann auch kein Problem. Es war natürlich ein etwas mulmiges Gefühl und die Angst, dass etwas passieren kann war da. In der Nacht als unser Sohn daheim schlief, wachte ich öfters mal auf und ging zu ihm ins Zimmer zum schauen ob alles in Ordnung ist. Aber es gab weder in dieser Zeit noch in der folgenden Zeit irgendwelche Anzeichen eines weiteren Anfalles.


Am Sonntag Abend musste Julian dann wieder ins Krankenhaus, da man am Montag weitere Untersuchungen plante. Doch soweit kam es dann doch nicht mehr – als meine Partnerin am Montag Vormittag zu unserem Sohn wollte, wurde ihr gleich mitgeteilt, dass die weitere Behandlung in Innsbruck stattfinden werde und wir bereits am Dienstag Vormittag dort vorstellig werden sollen. Auf der einen Seite war es eine beruhigende Nachricht, da die Klinik in Innsbruck einen hervorragenden Ruf hat und auch mein persönlich absolutes Vertrauen genießt, aber auf der anderen Seite war uns klar, dass es hier zu einer Operation kommen wird.