In die Uni-Klinik nach Innsbruck

Zeit zum lange überlegen blieb uns dann aber nicht, da es am Dienstag Vormittag schon in die Tiroler Landeshauptstadt ging. Wir entschlossen uns dazu, dass wir Daniel mitnehmen – die Schwester meiner Partnerin wohnt in Innsbruck und hat selber zwei kleine Kinder. Bei ihr durften wir auch in der gesamten Zeit schlafen.

 

In der Innsbrucker Klinik angekommen meldeten wir uns gleich in der Onkologieabteilung der Kinderklinik und nach einer Wartezeit erfolgte auch schon die Aufnahmeuntersuchung. Anschließend zeigten uns die netten Schwestern das Zimmer – unser Aufenthaltsraum für die nächste Zeit. Für uns war zu diesem Zeitpunkt aber nicht die Aufnahme von Julian schlimm, sondern die ganzen anderen jungen Patienten zu sehen, welche mit ihrer Chemotherapie und teilweise schon ohne Haare auf dieser Station untergebracht waren. Da wurde uns erneut vor Augen geführt, was mit unserem Kind eigentlich los ist und dass es sich nicht nur um eine kleine Erkrankung handelte. Am späten Nachmittag wollten ich und Julian dann die Abteilung noch verlassen um zu seiner Mutter und seinem Bruder zu gehen, welche im Foyer des Krankenhauses warteten. Gerade als wir die Türe raus wollten, fing uns aber noch eine Krankenschwester ab und teilte uns mit , dass ein Neurochirurg noch mit uns reden möchte. Er erzählte uns dann, dass sie sich mittlerweile die Bilder angeschaut haben und es sich um einen Tumor handle, welcher im vorderen linken Gehirnteil liege. Ob er gut- oder bösartig ist, könne man aber erst sagen, wenn man den Tumor entfernt hat und ihn zur Untersuchung eingeschickt hat. Weiters teilte uns der Chirurg mit, dass man den Tumor operativ entfernen werde und dies innerhalb der nächsten Woche.

 

Nach dem Gespräch war ich erstmals etwas baff, da dies alles so schnell ging und wir nicht einmal sechs Stunden nach unserer Aufnahme schon mitgeteilt bekommen haben, dass der Tumor entfernt wird. Wir gingen dann ins Foyer und teilten diese Nachricht den dort anwesenden Angehörigen mit. Jetzt wussten wir vorerst mal, was passieren wird. Ich fuhr an diesem Abend wieder zurück nach Vorarlberg, da ich noch einiges zu erledigen hatte, während meine Partnerin Jasmine und unser kleiner Sohn Daniel in Innsbruck blieben.

 

Am nächsten Tag begannen dann schon die ersten Untersuchungen bei Julian, welche alle zur Vorbereitung für die große Operation gemacht wurden. Von einer erneuten MRT Untersuchung über Zahn- und Augenarzt wurde er komplett durch gecheckt. Dies war erstmals das Programm in den Tagen. Da er sich aber ansonsten völlig gesund fühlte und keine Beschwerden hatte, durfte er am Donnerstag Nachmittag auch die Klinik verlassen und gemeinsam mit seiner Mutter, seinem Bruder, sowie der weiteren in Innsbruck wohnhaften Verwandtschaft einen schönen Nachmittag am Spielplatz verbringen. Auch ich bin in der Zwischenzeit wieder nach Innsbruck gefahren, um die Zeit mit meiner Familie zu verbringen. In der Zwischenzeit wussten wir auch, dass der OP Termin am darauffolgenden Dienstag sein wird. Dementsprechend waren wir alle auch etwas nervös, versuchten aber uns mit allem möglichen etwas abzulenken.

 

Auch am Wochenende standen keine Untersuchungen an und Julian durfte die Klinik untertage jeweils verlassen. Bereits am Samstag kamen dann auch die ersten Verwandten aus Vorarlberg und gemeinsam verbrachten wir einen schönen Nachmittag. Am Sonntag kamen auch noch Julians Großeltern und so ging es gemeinsam noch in den Alpenzoo und Julian fuhr mit seinem Göte und Gota noch weiter zum berühmten Hafelekar. In der Stadt wurde der schöne Tag bei einem gemütlichen Essen anschließend noch gemütlich beendet und während die Verwandtschaft wieder zurück ins Ländle fuhr, musste Julian wieder zurück in die Klinik.

 

Am Montag gab es dann noch die letzten Untersuchungen und die Nervosität wurde bei uns allen immer größer – vor allem innerlich waren wir doch sehr angespannt. Am Abend kam dann noch der Neurochirurg vorbei, welcher Julian am nächsten Tag operieren würde und erklärte uns nochmals die ganze Situation und den Ablauf der Operation. In ganz ruhiger und sachlicher Form erzählte er uns dabei, wie er und sein Team den Tumor entfernen wollen, dass es danach aber durchaus sein kann, dass Julian kurze Zeit Probleme mit dem sprechen und der Bewegung haben könne. Weiters erklärte er uns auch die Schwierigkeit, den gesamten Tumor zu entfernen anhand eines Puddings und einer Kirsche. Er meinte dazu, dass dies in Julians Kopf wie eine zerdrückte Kirsche in einem Pudding ist und es dabei sein kann, dass überall noch Spritzer der Frucht sind. Daher sei es schwierig den Tumor komplett zu entfernen. Die Anspannung war dennoch da und auch Julian, der eigentlich immer gelassen wirkte, zeigte erste Anzeichen von Angst. Trotzdem waren wir uns einig – dieses Ding muss jetzt raus und so versuchten wir etwas Schlaf zu finden.